06.06.2025
7 Min. Lesezeit

Stress – Turbo oder Todesstoß für Führungskräfte?


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Wie Leader mit gutem Stressmanagement ihren Führungsalltag rocken.

Jeder Mensch sollte wissen, was ihn stresst – und wie er einen guten Umgang damit erreicht.

Das ist neben dem Wissen um die eigenen Werte und Stärken einer der wichtigsten Skills. Vor allem für Führungskräfte, denn ihr Stress färbt besonders intensiv auf weitere Personen ab.

Wie sieht es heutzutage aus in deutschen Büros?

Ohne Stress scheint es nicht zu gehen: Mitunter ist es ein Statussymbol, bereits einen oder mehrere Burnouts erlitten zu haben.

Kaum zu glauben, doch diese Geschichten kenne ich.

“Wer selbst nicht brennt, kann andere nicht entzünden.” heißt es.

Eine große Wahrheit – und gleichzeitig ein Satz wie Öl ins Feuer einer getriebenen Gesellschaft.

Das Perfide: Stress hat gleichzeitig ein mieses Image.
Er steht für Überforderung, Ausgebranntsein, Bruchlandung, Schwäche – Versagen.

Dabei kann Stress der Zündfunke sein, der alles ins Rollen bringt.
Ohne Stress gäbe es keine Höchstleistung.
Kein Engagement, keine Begeisterung, keinen Drive.

Führungskräfte am Limit

Gerade für Führungskräfte ist das ein schmaler Grat.
Denn: Stress ist ihr täglicher Begleiter und Antreiber – und zugleich ihr größtes Risiko.

Wie Spiegel Online 2024 berichtete, gaben in einer Umfrage der Beratungsagentur Auctority von 1.000 befragten Führungskräften 61,6 Prozent an, erschöpft zu sein! 

Doch das Problem geht über die direkt betroffenen Personen hinaus:

Das Engagement von Mitarbeitenden hängt zu 70% an der direkten Führungskraft. (One of Gallup’s biggest discoveries: “The manager or team leader alone accounts for 70% of the variance in team engagement.”)

Wenn diese am Limit ist oder darüber, dann reißt sie ihr Team mit in den Abgrund.

Zwischen Würze und Wahnsinn

Hans Selye, der Urvater der Stressforschung, hat es auf den Punkt gebracht:
„Stress ist die Würze des Lebens. Die Abwesenheit von Stress ist der Tod.“

Auch das Yerkes-Dodson-Gesetz zeigt:

Kein Stress – und es drohen Langeweile, Lethargie bis hin zu Boreout.

Ja, Boreout gibt es wirklich.

Ein Vorbote ist das, was wir wahrscheinlich alle noch aus der Schule kennen: Wir schauen einmal auf die Uhr, noch 10 Minuten Unterrichtszeit. Eine gefühlte Ewigkeit später schauen wir wieder, doch es sind gerade einmal drei Minuten vergangen.

Erlebe ich im beruflichen Kontext äußerst selten

Von zu viel Stress wird dagegen häufiger berichtet – mit der vollen Bandbreite an körperlichen Reaktionen wie Fahrigkeit, Schlafprobleme, Gedankenkarussell, Essstörungen, Panikattacken, Herz-Kreislaufproblemen bis hin zu Burnout.

Ein gutes Maß an Aktivierung bzw. Stress hingegen – und der Kopf ist klar, die Energie hoch, der Fokus da. Der Sweet-Spot, in dem Flow-Erleben erst möglich wird.

Genau hier liegt die Herausforderung für Führungskräfte: Diesen Korridor zwischen Unterforderung und Überforderung zu treffen und möglichst lange dort zu verweilen.
Denn in der Mitte, im Flow-Bereich, sind sie am wirkungsvollsten.
Hier sind schwierige Gespräche möglich, hier wird Kreativität freigesetzt, hier entstehen Lösungen, hier läuft auch das Team rund – und noch vieles mehr!

Stress – ein Alltag ohne Pause

Der Tag startet oft schon im Alarmmodus.
E-Mails und Push-Nachrichten grüßen, bevor der erste Fuß aus dem Bett gesetzt wurde.

Deadlines klingeln, bevor der erste Kaffee auf dem Tisch steht.

Der Rest des Tages: Meetings, Telefonate, noch ein Kaffee, noch ein Anruf, noch ne Email, noch ein Teammitglied, was mit Problemen und Konflikten um die Ecke kommt.
Der Puls rast, der Kopf rotiert. Der Stress wird zur Dauerwelle.

Die Spirale dreht sich weiter bis zum Feierabend.

Stress war einmal überlebenswichtig.
Heute ist es oftmals ein Dauerzustand.

Drei Ebenen für den Ausstieg

Es gibt kein Allheilmittel, das für alle passt.
Doch es gibt ein System, um Klarheit zu schaffen.
Drei Ebenen, die Führungskräfte kennen sollten – entwickelt von Gert Kaluza:

Ebene 1: Stressoren (äußere Trigger)

Diesen Satz gilt es zu vollenden: “Ich gerate in Stress, wenn…”

Was stresst konkret? Meetings, Excel-Tabellen, zu viele Erwartungen anderer?
Nur wer die Stressoren erkennt, kann sie auch steuern.

Ebene 2: Stressverstärker (innere Antreiber)

Diesen Satz gilt es zu vollenden: “Ich stresse mich (zusätzlich), indem ich…”

Hier geht es zum Beispiel um Glaubenssätze wie „Ich muss perfekt sein“ oder „Ich muss stark sein“ und dergleichen, aber auch um Verhaltensweisen. So habe ich in der Vergangenheit zwischen zwei Meetings gerne noch “mal eben schnell” einen Anruf gemacht oder auf einen Puls von 120 noch einen Kaffee gegossen (den hatte ich mir verdient!), nur um damit den Puls auf 140 zu kurbeln.

Solche Denk- und Verhaltensmuster verstärken Stress zusätzlich – und machen aus kleinen Funken ein loderndes Feuer.

Ebene 3: Stressreaktionen (körperliche Signale)

Diesen Satz gilt es zu vollenden: “Wenn ich im Stress bin, dann…”

Hier kann zwischen kurz- mittel- und langfristigen Symptomen unterschieden werden. Einige habe ich oben im Text bereits genannt, weitere könnten sein: Schwitzige Hände, Nackenverspannungen, Übelkeit – Fakt ist, der Körper zeigt unmissverständlich, wenn es zu viel wird.

Der Weg in den Flow – ein individueller Bauplan

Für wirksames Stressmanagement braucht es einen individuellen Bauplan. Dafür kann sich an den drei Ebenen des Stressgeschehens nach Gert Kaluza orientiert werden. An dieser Stelle liefere ich nur Beispiele – die individuellen Maßnahmen müssen natürlich die individuellen Herausforderungen (oben identifiziert) adressieren:

Ebene 1: Instrumentelle Stresskompetenz

Delegation statt Dauereinsatz.
Netzwerk pflegen, um Hilfe bitten.

Strukturen schaffen statt Chaos verwalten.
Excel-Kurs machen statt eine weitere Nachtschicht einzulegen.

Ebene 2: Mentale Stresskompetenz

Annehmen, was ist.

Perfektionismus hinterfragen.
Sich von starren Denkmustern lösen.
Tipp: Das PERMA Modell nach Martin Seligman bietet hier tolle Ansätze.

Ebene 3: Regenerative Stresskompetenz

Atemübungen, Spaziergänge, kurze Powernaps.
Eigene Notfall-Tools entwickeln, die sofort entlasten.
Tipp: Das NSDR-Protokoll von Andrew Huberman ist ein Beispiel dafür – eine wirksame Methode, um das Nervensystem runterzufahren. Hier bekommst du eine Variante auf Deutsch davon, von mir eingesprochen.

Der folgende Dreiklang bringt langfristige Stabilität:

Werte, Stärken, Ressourcen

  1. Das Wissen um die eigenen Werte hilft, ein Umfeld und Aufgaben zu finden, die passen. Hier arbeite ich gerne mit der Persönlichkeitsanalyse Profile Dynamics.
  2. Das Bewusstsein für persönliche Stärken. Nur wenige Menschen kennen ihre ganz persönlichen Stärken! Noch weniger Menschen setzen sie gezielt ein.
  3. Ein klares Verständnis, wie viel Energie wirklich zur Verfügung steht – und wie diese geschützt wird.

Erholung ist nicht verhandelbar

Ein Satz, der in jeder Diskussion um Stress fallen sollte:
Erholung – insbesondere Schlaf – ist nicht verhandelbar, wenn langfristig ein hohes Leistungsniveau mit langer Zündschnur abgerufen werden soll.

Denn die Gleichung ist leicht aufgemacht: Ohne Schlaf keine Power. Ohne Power keine wirksame Führung.

Stress ist ein Kompass

Er zeigt, wo Führungskräfte sich im Widerspruch zu ihren Werten bewegen.
Wo sie über mentale und körperliche Grenzen gehen.

Wo sie ihre Stärken vergeuden.

Führungskräfte brauchen zwingend ein Stressbewusstsein

Aktives Stressmanagement ist kein nettes Extra.
Es ist ein zentrales Element, um als Führungskraft dauerhaft wirksam zu sein.
Denn nur wer sich selbst führt, kann andere führen.

Deshalb ist Stressmanagement ein Kernelement meines Führungskräfteentwicklungsprogramms.

Ein Programm, das unter anderem das Wissen um Stress in wirksame Führungskompetenz übersetzt. Dabei geht es nicht darum, den Stress wegzuschieben – sondern ihn zu verstehen und für sich zu nutzen.

Mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Kopf, Herz und Körper zusammenbringt.
Mit Tools, die Führungskräfte sofort entlasten – und Strategien, die langfristig wirken.

Denn am Ende zählt:
Führung beginnt innen.
Und nur wer von innen stark ist, kann außen souverän wirken.

Neugierig geworden?

Dann lautet der nächste Schritt: Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, wie meine Expertise Führungskräfte unterstützen kann, die mit Gelassenheit in herausfordernden Umfeldern navigieren wollen.

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